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MS und Kinderwunsch

Beim Thema Kinderwunsch kommen viele Fragen auf, ganz besonders wenn ein Elternteil eine chronische Erkrankung wie MS hat. Wird MS vererbt? Was ist bei der Familienplanung zu beachten? Sollte die Therapie fortgeführt werden? Wir gehen der Sache auf den Grund...

Die allgemeine Bevölkerung hat ein MS-Risiko von 0,3 Prozent – das entspricht 3 von 1000. Für das Kind eines Elternteils mit MS beträgt die Wahrscheinlichkeit im Laufe seines Lebens an MS zu erkranken 2,8 Prozent. Das bedeutet also, dass 97,2 Prozent der Kinder nicht erkranken, und es spielt keine Rolle, ob die Mutter oder der Vater MS hat. Sind beide Eltern von MS betroffen, liegt die Erkrankungswahrscheinlichkeit des Kindes bei etwa 20 Prozent.

Die Genetik allein führt also nicht zur Erkrankung,
Dennoch kann MS durch eine genetische Veranlagung begünstigt werden.

Für betroffene Eltern mit Kinderwunsch gibt es die Möglichkeit eine humangenetische Beratung in Anspruch zu nehmen. Eine sicher wirksame Vorbeugung vor MS gibt es leider nicht. Familienmitgliedern von Menschen mit MS ist ein gesunder Lebensstil zu empfehlen, sprich sich ausgewogen ernähren, regelmäßig Sport treiben und Stress vermeiden. Außerdem sollte auf Rauchen verzichtet und auf eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr geachtet werden.

Familienplanung und MS-Therapie

Die Fülle der Behandlungsmöglichkeiten und die verschiedenen damit verbundenen Risiken haben einen wachsenden Bedarf an Beratung zur Familienplanung für Frauen mit MS geschaffen. Erstens muss eine solche Beratung auf die Bedenken eingehen, die Betroffene im Hinblick auf eine Schwangerschaft haben könnten. Zweitens sollte, sobald eine Frau mit MS eine Schwangerschaft in Betracht zieht, ein Behandlungsplan erstellt werden.

Dieser Plan muss das Risiko einer potenziell schädlichen Medikamentenexposition für den Fötus und das Risiko eines Wiederauftretens der Krankheitsaktivität für die Mutter abwägen. Hierfür ist eine gute Abstimmung von Neurologie auf der einen und Gynäkologie auf der anderen Seite erforderlich. Wer MS und einen Kinderwunsch hat, sollte frühzeitig beide Ärzte einbeziehen und wichtige Informationen übermitteln.

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Schwangerschaften mit MS sind normale Schwangerschaften.

Die Krankheit selbst stellt kein spezielles Risiko für den Fötus dar. Jedoch können krankheitsmodifizierende MS-Therapien schädlich auf den Fötus wirken. Ein Absetzen bei Schwangerschaftseintritt kann deshalb gerechtfertigt sein, obwohl es der Mutter schaden könnte. Ein möglicher Kinderwunsch sollte schon bei der Ersteinstellung berücksichtigt und vorzugsweise ein Wirkstoff gewählt werden, der hier keine negative Auswirkung hat, so wie z. B. Glatirameracetat oder Interferone. Eine Schwangerschaft sollte möglichst in einer stabilen Phase der MS-Erkrankung geplant werden. Wichtig ist, dass die behandelnden Ärzte frühzeitig informiert werden, damit eine gute medizinische Beratung sichergestellt ist und die Medikation auf die Familienplanung abgestimmt werden kann. Die frühere Annahme, MS und Kinderwunsch würden nicht zusammenpassen, ist glücklicherweise längst überholt. Lesen Sie hier weiter über MS und Schwangerschaft.

Referenzen:
Westerlind H, Ramanujam R, Uvehag D, et al. Modest familial risks for multiple sclerosis: a registry-based study of the population of Sweden. Brain. 2014;137(Pt 3):770-778. doi:10.1093/brain/awt356 Vukusic S, Marignier R Multiple sclerosis and pregnancy in the 'treatment era'. Nat Rev Neurol 11, 280–289 (2015). https://doi.org/10.1038/nrneurol.2015.53 Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie (2021): Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica- Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen. 030050_LL_Multiple_Sklerose_2021.pdf (dgn.org), Abruf 09.10.2023 https://www.multiplesklerose.ch/de/aktuelles/detail/neue-spuren-zur-entstehung-von-ms/, Abruf 09.10.2023